Selbstfürsorge in der Selbstständigkeit
Ich gehe jeden Morgen in den Wald und laufe fast immer den gleichen Weg entlang. Diese Stunde am Morgen ist mittlerweile nicht mehr verhandelbar mit meinem Terminkalender. Und für meinen Sohn ist es das Normalste der Welt, dass ich vor der Arbeit in den Wald gehe. Das finde ich schön. Und so widme ich diesen Artikel heute dem Wald. Ich widme ihn mir, weil ich stolz bin, dass meine Waldrunden mittlerweile absolut fest zu meiner Arbeitsroutine gehören. Und ich widme ihn der Selbstfürsorge.
Waldrunden als tägliche Routine #selbstständigkeitgestalten
Seit über 4 Jahren gehören die Waldrunden am Morgen zur festen Routine in der Gestaltung meiner Arbeitswoche als selbstständige Texterin. Und seit diesem Jahr gehören sie fest zur täglichen Routine. Jeden Morgen ist das meine feste Verabredung mit mir selbst – mein nahezu heiliges Ritual, um den Arbeitsalltag zu beginnen und um generell bewusst in den Tag zu starten. Die Frage nach dem Wetter hat sich dabei von Anfang an nicht gestellt. Wenn ich in den Wald will, gehe ich in den Wald. Also zumindest bei Regen. Bei starkem oder auch mittelmäßigem Wind nicht. Ich finde es wichtig, sich den Kräften der Natur bewusst zu sein und ganz normale Dinge wahrzunehmen wie eben: Wind = Äste könnten runter fallen. Aber ich schweife ab. Das Wetter hat mich wie gesagt selten beeinflusst. Zu Beginn meiner Waldrunden hat mich manchmal mein Arbeitspensum noch beeinflusst. Ich habe die Runde nicht jeden Morgen gemacht, sondern immer nur dann, wenn ich nicht zu viel auf dem Tisch hatte. Mittlerweile spielt auch mein To-do-Zettel keine Rolle mehr.
Ich gehe in den Wald. Jeden Morgen. Es sei denn, ich habe einen echt wichtigen Termin. Aber zu meinem Business-Alltag gehört seit diesem Jahr die tägliche Morgenrunde durch den Wald. Und darauf bin ich stolz.
Warum sind die Waldrunden für meine Selbstständigkeit so wertvoll?
Sie halten mich gesund. Und das ist in Anbetracht der Tatsache, dass ich selbstständig bin also ziemlich nachhaltig und wirtschaftlich. Ich starte entspannter in den Business-Alltag und habe oft eine andere Herangehensweise an meine Aufgaben. Manchmal habe ich im Wald auch einen kreativen oder organisatorischen Geistesblitz. Aber grundsätzlich bleibt es bei dem Gedanken, dass sich mich als Mensch gesund halten. Denn grundsätzlich dienen diese Runden meiner mentalen Hygiene, meiner inneren Reinigung und Balance. Ich lasse im Wald eher selten konkrete Gedanken um die Selbstständigkeit aufkommen. Manchmal, wenn ich nur im Wald bin, um zu wandeln, dann sind alle Gedanken erlaubt. An diesen Tagen lasse ich meine Gedanken springen und dann springen sie auch mal zum Business, zu Projekten und Zugsamenarbeiten. Dabei atme ich die Waldluft ein und setze mich danach inspiriert an den Schreibtisch. Diese Runden fühlen ich wie ein täglicher Mini-Urlaub an und sind ein großes Plus meiner Selbstständigkeit.
Heilende Waldrunden
Sehr oft habe ich aber auch ein bestimmtes Thema, das ich mit in den Wald nehme. Und dann habe ich die Waldrunde über den Raum, um mich diesem Thema in aller Ruhe zu widmen. Ohne Hast und umgeben von der Stille, den Bäumen und dem Waldboden. Als ich mit den Waldrunden angefangen habe, hatte ich immer wieder ein ganz bestimmtes Thema und der Wald war für mich mein persönlicher Therapieort. Die Spaziergänge waren heilsam. Heute bin ich dankbar, mir diese Ressource geschaffen zu haben und kann sie quasi in jeder Krise oder herausfordernden Situation abrufen und einsetzen. Wenn nichts mehr geht, gehe ich in den Wald. Wenn sich die Gedanken überschlagen, gehe ich in den Wald. Wenn sich negative Gedanken häufen, gehe ich in den Wald. Habe ich ein sehr kräftezehrendes Problem, lasse ich dieses manchmal auch bewusst im Wald, um es für einen Moment loszuwerden. Dann sage ich „Tschüss, Problem! Ich gucke nach dem Wochenende mal nach dir.“ Manch einer mag das befremdlich finden, aber dieses „Ich lasse ein Problem oder einen Gedanken jetzt bewusst an diesem Ort“ kann wirklich helfen.
Meditieren im Wald
Sehr oft nutze ich die Waldrunden aber auch, um meine Meditationen ins Grüne zu verlagern. Wenn ich im Alltag nicht dazu komme, mich auf die Matte zu legen, um zu meditieren, kann ich das mittlerweile auch beim Gehen im Wald. Dabei laufe ich so langsam, dass man mir sprichwörtlich beim Gehen die Schuhe neu besohlen könnte. Ich lasse dabei alle Gedanken kommen und gehen, atme die Waldluft und konzentriere mich auf den Boden unter oder auf den Weg vor mir. Nach einer Weile stellt sich ein Zustand ein, in dem ich ganz bei mir bin und ich kann alle Gefühle, Gedanken und Visionen kommen lassen und bin ja, ich kann es nicht anders beschreiben, wie im Trance und in einem echt meditativen Zustand. Das funktioniert aber nur, wenn ich länger niemanden im Wald begegne. Nach solchen Erfahrungen im Wald bin ich innerlich absolut ruhig und fühle nichts als Dankbarkeit und absoluter Zufriedenheit.
Immer der gleiche Weg?
Warum gehe ich immer den gleichen Weg bei meinen Waldrunden? Denn das mache ich. Und zwar weil ich für diese Runden nicht in den Wald gehe, um dort pfadfinderisch herumzustromern. Ich kann mich auf die kleinen Wunder am Wegesrand, auf meine inneren Zustände besser fokussieren, wenn ich den Weg kenne. Ich kann meine Gedanken nur komplett fließen lassen, wenn ich nicht aufpassen muss, wohin ich gehe. Natürlich achte ich trotzdem auf den Weg. Und bin achtsam, aber ich kann das eben viel besser sein, wenn ich immer und immer wieder den gleichen Weg laufe. Und diese meditativen Zustände würde ich auch nicht erreichen, wenn ich zwischendurch überlegen müsste, ob ich mich nicht doch verlaufen habe. Zudem mag ich diese Routine, diese Stetigkeit und Sicherheit des immer „gleichen“ Weges. Und dennoch ist er nicht immer gleich, denn ich bin nicht immer gleich. Der Weg bzw. die Waldrunde wird für mich so vergleichbarer und ich kann erkennen und staunen darüber, wie anders ich mich immer wieder fühle. Und ich erkenne an den immer gleichen Runden besser, wie viel ich innerlich schon geschafft habe. Manchmal hab ich aber auch Lust zu stromern und verlasse (voll krass) meinen gewohnten Weg und pirsche mich durchs Unterholz, springe über Baumstämme oder drehe noch eine weitere Runde durchs Gestrüpp. Leben am Limit – ich sag‘s euch. Dann packt es mich richtig :)
Wald im Wandel
So wie der Wald im Wandel ist, bin ich es auch. Und ebenso sind es meine Waldrunden. Meine Gründe, in den Wald zu gehen, haben sich geändert. Waren es früher notwendige, nahezu therapeutische und lebensnotwendige Runden, die ich eher intuitiv gegangen bin, sind es heute bewusst gewählte Runden, die ich entschieden, stolz und freudig in meinen Alltag integriere. Der Wald ist mein Raum, um zu wachsen, um zu üben und um gesund zu bleiben. Und habe ich früher wie gesagt noch überlegt, ob ich an diesem Tag gehe oder nicht, muss ich das heute nicht mehr. Es ist klar, ich gehe! Und die Vorstellung, dass später jemand erzählt, dass ich jeden Tag meine Spazierrunde im Wald gemacht habe, finde ich granny-mäßig echt toll.
P.S. Ich darf übrigens solche Worte neu schöpfen, ich bin Texterin.
Und nun – in diesem Sinne: viel Spaß im Wald!