Ein Wolf im Terrierpelz.
Donnerstag. Leipzig. Der 1.September. Ein Tag wie jeder andere. Eine Hunderunde wie jede andere. FAST.
Wir gehen in den Park, die Sonne scheint, es ist warm und die Hunde schlendern fröhlich, aber schon eher gemächlich durch das Grün. Ich trage Flip Flops und die Leinen.
Es ist die zweite Runde am Tag – heute ist mal eine ausgedehnte Mittagsrunde drin – das geht nicht jeden Tag, aber heute können die Texte mal einen kleinen Moment länger warten. Der Ball fliegt, das Wasser spritzt und egal, was ich auch mache, werfe, welchen Weg ich einschlage – die beiden Hundedamen hören. Heute mal richtig gut. Oft muss man schon schmunzeln, wenn man sie so anguckt, klein und niedlich, größer und niedlich – aber doch irgendwie vom Mensch abhängig. Obwohl mir bei Ronja schon häufiger der Gedanke kommmt, dass sie sich auch als einsamer Wolf durchschlagen könnte – und ohne Zweifel das Alpha-Tier wäre. Aber nun gut, nicht immer. Heute nicht. Meine zwei Mädels – heute nicht. Wir biegen nach links ab und wandern Richtung nach Hause – und dann – so schnell kann nun wirklich niemand reagieren – machen beide einen Satz ins Gebüsch und sind verschwunden. Offensichtlich auf der Jagd hören sie nichts und auch ich höre nichst von den beiden. Ich warte. Man kennt das ja mittlerweile und auch mich (die ohne Hunde – die, die immer nur die Leinen spazieren trägt – die, die offensichtlich einen antiautoritären Erziehungsstil verfolgt) kennt man mittlerweile. Und natürlich kommen wieder Leute vorbei, die mir dabei zu sehen, wie ich am Wegesrand mal so tue, als sei ich echt besorgt und mal so tue, als würde ich nur einen kleinen Moment warten und wissen, dass die beiden kleinen Süßen jeden Moment wieder kommen würden. Es werden 5 Minuten – 10 Minuten – und nun kommt immerhin ein Hund zurück – es ist die Labrador-Dame (natürlich – die sind nicht so für das Jagen). Die Räubertochter bleibt verschwunden. Nun stampfe ich dezent entnervt auf und ab und entdecke Dank meine zweitern treuen Hundebegleitung einen kleinen weißen Punkt im Gebüsch. Soweit so gut – sie lebt, sie ist in der Nähe – perfekt. Seelenruhig wird etwas gefressen. Ich fange an zu rufen, zu schmimpfen und mache deutlich, dass „wenn ich es jetzt noch einmal sagen muss, dann aber“ wirklich was los ist. Ich stehe mit meinen Flip Flops in den Brennnesseln. Natürlich. Wer rechnet schon immer damit, bei jedem Hundespaziergang mindestens für mittelschwere Outdoor-Abenteuer gewappnet sein zu müssen. Nach weiteren 10 Minuten (meine Füße sind rot und mit brennenden Flecken übersät) kommt die Terrier-Dame (satt und voll gefressen) auch aus dem Versteck. Jetzt – im hellen Licht der Sonne – sehe ich es beiden Hunden an: die zwei „Selbstversorgeg“ haben heute mal den Wolf raus hängen lassen – sie sind im Gesicht und um die Schnauze mit Blut beschmiert. Es war offensichtlich lecker. Wir können nach Hause gehen. Ich beschließe 3 Dinge: ich werde beiden kein Abendessen geben (wer Wolf sein möchte, Bitte…) – ich werde meine Füße in Eiswasser kühlen – und ich werde diese Geschichte aufschreiben. Bis die Tage also.
Kolumne #ronjagoesanywhere
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