EXKURS | Filmdialoge Part II – Wieviel haben Frauen überhaupt in Hollywood zu sagen?
Im vorhergehenden Artikel zu Filmdialogen – den ihr auf dem Blog meiner reizenden Kollegin LENA nachlesen könnt – haben wir euch die verblüffenden Ergebnisse einer Studie zu Disneyfilmen vorgestellt: Weibliche Hauptrollen haben da nicht wirklich viel zu sagen. Journalisten sind jetzt der Frage nachgegangen, wieviel die weiblichen Charaktere in Filmen generell zu sagen haben und ob dabei auch das Alter eine Rolle spielt – das verraten wir euch in unserem zweiten Teil zu Filmdialogen.
Männer stehen für Action, Frauen für Drama – Entsprechen die Filmgenres unseren Rollenklischees?
Nachdem die Disney-Studie für einige Aufmerksamkeit unter den Filmliebhabern und -analysten gesorgt hatte, wollten Journalisten wissen: Haben Frauen in Hollywood generell wenig zu sagen? Und ändert sich das in Abhängigkeit vom Genre? Um diesen Fragen nachzugehen, haben sie 8000 Drehbücher untersucht. Die Journalisten analysierten dabei, wieviel Wörter genau jeder Charakter zu sagen hatte – und ob er weiblich oder männlich war. Außerdem prüften sie, von welchen Schauspielerinnen und Schauspielern die Charaktere gespielt wurden, um später Aussagen zum Alter machen zu können. In die Ergebnisse flossen dann alle Charaktere ein, die mindestens 100 Wörter zu den Filmdialogen beisteuerten. Das Ergebnis: Tatsächlich haben Frauen in Actionfilmen weniger zu sagen als in Dramen oder Komödien. Zum Beispiel kommen sie in „Der Soldat James Ryan“ nicht mal auf 100 Wörter pro Charakter, d.h. 100% reiner Männerdialog. Am meisten zu sagen hat im Actiongenre noch „Catwoman“, die mit immerhin knapp 70% den Filmdialog bestimmt. Aber selbst bei romantischen Komödien haben im Durchschnitt Männer das Wort. In „Pretty Woman“ oder „10 Dinge, die ich an dir hasse“ haben die männlichen Charaktere mit 56% das letzte Wort gegenüber den Protagonistinnen. Die einzigen beiden Filme, in denen Frauen zu 100% etwas zu sagen haben sind „The Descent – Abgrund des Grauens“ (interessanterweise ein Horrorfilm) und „Now and Then – Damals und Heute“.
Da stellt sich in diesem Zusammenhang natürlich auch die Frage: In wieviel der analysierten Filmen gibt es überhaupt eine weibliche Hauptrolle? Das ernüchternde Ergebnis: Gerade einmal 22 Prozent.
Ist das „Ob ich was zu sagen habe“ auch eine Frage des Alters?
Die Journalisten wollten zudem wissen: Spielt das Alter beim Gender eine Rolle in Hollywood? Oder anders gefragt: Werden junge Frauen gegenüber älteren bevorzugt und genießen männliche Kollegen eine längere Karriere? Dafür prüften sie alle analysierten Filmdialoge hinsichtlich des Alters der Schauspielerinnen und Schauspieler zum Zeitpunkt der Filmveröffentlichungen. Und auch in diesem Punkt ernüchternde Ergebnisse: Schauspielerinnen erhalten im Alter von 22 bis 41 Jahren noch die Rollen mit den höchsten Dialoganteilen (über 30% der gesprochenen Wörter insgesamt). Ab einem Alter von 42 Jahren haben die Frauen dann allerdings immer weniger in Filmen zu sagen. Genau Gegenteiliges lässt sich bei den männlichen Kollegen beobachten: Je älter sie sind, desto mehr Anteil am Dialog haben sie, d.h. auch – ihnen stehen dann auch mehr Filmrollen zur Verfügung. In Zahlen ausgedrückt: 42 bis 65 Jährige männliche Charaktere bestimmen durchschnittlich 40% aller analysierten Filmdialoge.
Der Gendertest für’s Private: Macht den Bechdel-Test!
Dass es in Hollywood tatsächlich Gender-Präferenzen gibt, lässt sich auch ganz bequem im Privaten, auf der Couch, z.B. beim Netflix-Gucken überprüfen. Der sog. „Bechdel-Test“ ist denkbar einfach, lediglich 3 Kriterien muss ein Film erfüllen: 1. Mindestens zwei weibliche Charaktere müssen im Film vorkommen, 2. die miteinander, über etwas anderes als 3. einen Mann sprechen. Hier könnt ihr sehen, welche Filme den Test bestanden haben und eure Ergebnisse selbst eintragen.
Die komplette Studie zu den Filmdialogen inkl. Infografiken könnt ihr hier nachlesen.
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