Eine Texterin und der frechste Terrier der Welt.

Eine Texterin und der frechste Terrier der Welt.

Es geht in die zweite Runde. Und keiner kann dabei unschuldiger gucken als dieser Terrier

Es ist der 15. März 2017. Und für alle, die unsere Geschichte vom 10. März verfolgt haben: ja genau, nur 5 Tage später ging es in die 2. Runde.

Vielleicht waren die Frühlingsgefühle schuld oder der unbeschwerte Start in den Tag – jedenfalls schlendere ich mit beiden Hundedamen in den Wald. Eine ganz andere Ecke als zuletzt, schön weit weg vom besagten Fuchsbau. Zwei Leinen baumeln über meiner Schulter, zwei Hundenasen sind wie immer am Boden und ich erfreue mich am ersten Grün. Die Runde kennen wir alle drei, Stöcke fliegen, beide rennen und bummeln abwechselnd. Irgendwann steht nur noch die zart besaitete Labrador-Dame vor mir und guckt etwas nervös Richtung Dickicht. Man könnte fast von geistiger Umnachtung reden, denn ich denke mir tatsächlich nichts dabei, habe die Aktion vor fünf Tagen offenbar vergessen und gucke seelenruhig zu, wie der kleine, weiße struppige Fleck zwischen Bäumen umher stromert. Plötzlich KLICKT es bei mir und ich rase wie eine Angestochene über den Waldboden, springe über Stöcke und Zweige und rufe wie wild geworden den Namen, den ihr alle kennt … ROOOOOOONNJAAAAAAAAAAAAAAA … WEHHHEEEEEEEEEEEEE!!!! Meine Stimme ist böse und laut, aber das erschüttert Madame längst nicht mehr und ehe ich sie greifen kann, ist mal wieder der gesamte Terrier im nächsten Fuchsbau verschwunden.

Die Muse unter Tage. Mal wieder.

Über wen ich mich mehr ärgere, vermag ich nicht zu sagen. Ich stapfe wütend auf den Weg zurück und gehe schnellen Schrittes mit dem braven Teil unseres Gespannes nach Hause. Soll sie doch wieder buddeln und jagen – ich warte heute auf keinen Fall neun Stunden im Wald. Und den Weg kennt sie ja auch. Uns wohl bekannte Hundebesitzer, die genau wissen, dass da jemand fehlt, können meinen Starrsinn und meine „Ruhe“ nur wenig bis gar nicht verstehen und ich komme für sie in diesem Moment wohl einer unfähigen und rücksichtslosen Mutter gleich, die ihr Kind zurück lässt und die man umgehend dem Jugendamt melden muss. Ich störe mich nicht daran und stapfe zur Wohnung. Ich habe heute einen wichtigen Termin und muss tatsächlich los. Natürlich blicke ich ständig aus dem Fenster und gelassen bin ich innerlich ganz und gar nicht, aber ich mache mich auf Richtung Stadt. Zuvor hänge ich noch einen Zettel an den Briefkasten:

„Bitte den Hund einfach in Ruhe lassen oder wer im Haus wohnt, einfach rein lassen. Sie wohnt hier!“

 

Gott, die Leute fragen sich bestimmt schon, wie man andauernd seinen Hund verlieren kann. Und Gott sei Dank bin ich Freiberuflerin und muss nicht alle zwei Tage meinen Arbeitgeber anrufen, weil mein Terrier seine guten Manieren vergisst.

Ich bin beim Termin, fühle mich von Minute zu Minute schlechter und auf dem Heimweg renne ich fast zur Wohnung. Sie ist in dieser Zeit weder daheim angekommen noch wurde sie gesehen. Zu dritt ziehen wir mal wieder los – eine Leine „ungenutzt“, routiniert, aber energisch. Am Fuchsbau angelangt, ist das typische Bellen nicht mehr zu hören. Panik. Zuversicht. Hoffnung. Zweifel. Die Nerven liegen mal wieder blank. Idee 1: das Hundezentrum um die Ecke. Dort fragen wir, ob man sie gesehen hat. Hat man nicht, aber der Tipp lautet, wir sollen beim Tierheim anrufen. Und es herrscht völliges Unverständnis darüber, warum wir das nicht schon vor Stunden getan hätten …. „unmögliche Hundehalter“. Ich schwöre mir, ich werde diesem Terrier diesmal wirklich die Meinung geigen. Anruf beim Tierheim. Nach meiner Beschreibung der Abtrünnigen ertönen am Hörer als auch im Hintergrund sofort mehrere aufgeregte Frauenstimmen … „Jaaaa….der kleine, struppige Weiße“ …. „Ja, so viele haben schon hier angerufen ….sie kennen den Hund“ ….“Seit heute Vormittag, ja…. soooo süß“ …… Unter anderem hat sich auch eine Ehepaar gemeldet, welches „den armen kleinen Hunde“ erst mal mit zu sich genommen hat. Ich bekomme Name und Adresse. Wir kennen dieses Ehepaar – wir schmunzeln, freuen uns und schütteln zugleich den Kopf über Ronja, die es immer wieder schafft, die Leute von sich einzunehmen und glimpflich davon zu kommen.

„Sie ist ja so niedlich und artig ….“

Auf dem Weg zum Ziel sehe ich eben jenes Ehepaar mit ihrem Hund im Park —– und mit –— Ronja. Natürlich. Fröhlich schnüffelnd hat sie sich offenbar schon mit der neuen Situation angefreundet. Wir bekunden mal wieder unseren Dank, verfallen in Erklärungen und danken nochmals. Und wir hören wie immer … „Ach so eine Liebe, wirklich – sie ist so artig und niedlich.“ Gut, diese Aussage kann ich im Moment nicht teilen, aber schön zu hören, dass Frau Parson bereits gespeist und sich auf einem weichen Kissen ausgeruht hat. Wir gehen nach Hause. Auf dem Weg durch die letzten Meter Park entdecken wir zahlreiche Aushänge mit einem Foto von Ronja.

Aushänge der Hundesuche.

Ronja als Leipziger Medienstar.

Wir sind gerührt. Was sind die Leute nett in Leipzig. Das Foto zeigt Ronja mit einem Blick, wie ihn nur Ronja haben kann…..es ist nicht zu fassen. Dieser Hund. Später bringen wir Rotwein und eine süße Kleinigkeit zu den liebevollen Ersatzeltern.

Man merke: Terrier sind teuer!

Kolumne #ronjagoesanywhere

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